Richtig lüften – Alle Infos & Tipps
Das A und O auf dem Weg zu einem angenehmen Raumklima ist eine optimale Lüftungsstrategie. Mit dem Austausch der Zimmerluft durch Frische von draußen ändert sich nicht nur die Temperatur in der Wohnung. Auch Luftfeuchtigkeit, Sauerstoffgehalt und Staubbelastung können durch einen Luftwechsel verbessert werden. Allerdings müssen Sie einige Hinweise beachten und Ihr Lüftungsverhalten an die Jahreszeit anpassen, um eine ideale Luftqualität herzustellen. Im schlimmsten Fall holen Sie sich ansonsten Schimmel in die Wohnung und riskieren gesundheitliche Schäden.
Wie kann ich durch Lüften die Zimmeratmosphäre ideal einstellen? Was muss ich in verschiedenen Räumen der Wohnung beachten, und wie unterscheidet sich das richtige Lüften in Sommer und Winter? Dieser Artikel fasst alles Wichtige zum Thema Lüften zusammen.
Wie lüftet man richtig?
Wenn Sie sich längere Zeit bei geschlossenem Fenster in einem Raum aufhalten, reichert sich die Zimmerluft mit Ihrem Atem an. Dieser ist naturgemäß wärmer, feuchter und ärmer an Sauerstoff als frische Luft von draußen. Wenn Sie nun die Fenster öffnen, strömt verbrauchte Luft aus der Wohnung nach draußen, und wird durch Frischluft ersetzt. Das Lüften erfüllt also mehrere Funktionen: es sorgt für sauerstoffreichere Luft und senkt Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Das zumindest ist die Idee – in manchen Fällen muss Einiges beachtet werden, damit Lüften tatsächlich zu einer Verbesserung der Luftqualität führt.
Richtig Stoßlüften
Ein beliebter Fehler beim Lüften ist, aus Bequemlichkeit die Fenster nur einen Spaltbreit zu öffnen und sie für längere Zeit in Kippstellung zu lassen. Der Luftaustausch beim Kipplüften ist aber sehr gering, und in den meisten Fällen wird lediglich eine Abkühlung des Raums bewirkt. Die Heizkosten steigen, und ein gutes Raumklima lässt sich so nicht erreichen.
Das richtige Lüften ist ein Stoßlüften: öffnen Sie die Fenster weit, sodass die Luft ungehindert zirkulieren kann. Ziehen Sie Vorhänge zur Seite und öffnen Sie auch Innentüren, damit der größtmögliche Effekt erzielt werden kann. Je effektiver der Luftaustausch von statten geht, desto eher können Sie die Fenster wieder schließen. Typischerweise sollte das Stoßlüften etwa fünf bis zehn Minuten dauern.
Um die Heizkosten niedrig zu halten und nicht unnötig Energie zu verschwenden, drehen Sie während des Lüftens die Heizung herunter. Durch den schnellen Luftwechsel beim Stoßlüften kühlt sich in der kurzen Zeit die Wohnung auch nicht zu sehr ab, sodass Sie rasch wieder eine optimale Temperatur erreicht haben.
Broschüre des Bundesministeriums: richtig lüften und heizen
Wie Sie richtig lüften, können Sie auch in einem Merkblatt nachlesen, das vom Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen bereitgestellt wurde. In dieser Broschüre werden Mietern auch Tipps gegeben, wie Sie durch richtiges Lüften und Heizen die Bildung von Schimmel verhindern können. Falls Sie an einer Sanierung Ihres Hauses interessiert sind, finden Sie hier außerdem einen Überblick über verschiedene Lüftungssysteme.
Besonderheiten: richtig lüften in allen Räumen
Nicht immer ist es ratsam, einfach die Fenster zu öffnen und zu hoffen, durch Stoßlüften die Zimmerluft verbessern zu können. Je nach Raumklima und der Wetterlage vor der Tür kann Lüften sogar einen gegenteiligen Effekt haben und Luftprobleme in Ihrem Haus verstärken.
Für eine gute Luft zum Schlafen
Da das Schlafzimmer in der Regel nur nachts genutzt wird, wenn Sie sich unter einer Decke verstecken können, ist es meist kühler temperiert als der Rest der Wohnung. Gleichzeitig atmen Sie im Schlaf eine Menge Wasser aus, das die Luftfeuchtigkeit erhöht. Zusammen mit der niedrigen Raumtemperatur ist daher zu feuchte Luft das häufigste Problem im Schlafzimmer.
Ein deutliches Indiz für zu feuchte Luft ist, dass die Fensterscheiben morgens beschlagen sind. Da zu feuchte Luft zu Schlafproblemen führen kann, sollten Sie direkt vor dem Schlafengehen lüften, um die Feuchtigkeit auf knapp über 40% zu senken. So bleibt die Luftfeuchte am längsten im idealen Bereich zwischen 40% und 60%, selbst wenn die Feuchtigkeit über Nacht weiter ansteigt.
Richtiges Lüften im Bad
Im Badezimmer können Luftfeuchte und –temperatur je nach Nutzung stark variieren: einen Großteil des Tages verbringen Sie nur wenig Zeit im Bad, aber zum Duschen und Baden wird eine höhere Raumtemperatur bevorzugt. Durch das viele warme Wasser, das im Bad in kurzer Zeit anfällt, kann die Luftfeuchtigkeit auf sehr hohe Werte steigen. Bleibt die Feuchtigkeit im Raum und kühlt sich das Zimmer wieder ab, schlägt sie sich schnell an den Wänden nieder, wo sie zu Schimmelbildung führen kann.
Um die hohen Feuchtespitzen nach dem Duschen loszuwerden, sollten Sie direkt beim Verlassen des Raumes die Fenster weit öffnen, sodass die Feuchtigkeit ungehindert nach draußen gelangen kann. Je nach Zuschnitt Ihrer Wohnung ist es möglich, auch mehrere Fenster im Bad zu öffnen, um einen schnelleren Luftwechsel herbeizuführen. Die Innentür zur Wohnung zu öffnen kann zwar die Luftzirkulation begünstigen, unter Umständen verteilen Sie die Feuchtigkeit dadurch aber nur im Rest der Wohnung.
Wie lüfte ich im Keller richtig?
Das richtige Lüften im Untergeschoss hängt stark davon ab, um was für einen Keller es sich handelt. In Gewölbekellern und Altbauten, die vor 1970 gebaut wurden, liegt üblicherweise keine vollständige Barriere gegen Feuchtigkeit vor, sodass hohe Luftfeuchtigkeitswerte normal sind. Solange Sie Ihren Keller nur zur Lagerung von Obst und Gemüse nutzen, ist die Feuchtigkeit auch kein allzu großes Problem. Ist Ihr Keller aber zu Wohn- und Arbeitsräumen ausgebaut oder haben Sie bereits Probleme mit Schimmel, müssen Sie geschickt Lüften, um die Luftfeuchtigkeit niedrig zu halten.
Da der Keller der kälteste Raum des Hauses ist, werden häufig auch die Temperaturen draußen über denen der Kellerräume liegen. Wenn Sie dann lüften, lassen Sie warme Luft ins Gebäude, die sich im Keller abkühlt. Da kalte Luft aber weniger Wasser halten kann als warme, steigt beim Abkühlen auch die relative Luftfeuchtigkeit an.
Um dem entgegenzuwirken, müssen Sie die absolute Luftfeuchte im Keller mit der der Frischluft vergleichen. Öffnen Sie Ihre Kellerfenster nur, wenn die Außenluft eine niedrigere absolute Feuchte aufweist. Verstärktes Lüften ist außerdem angebracht, falls Sie Ihre Wäsche im Keller trocknen.
Was Sie im Winter beim Lüften beachten müssen
Im Winter liegen die Außentemperaturen deutlich unter der idealen Raumtemperatur. Wenn Sie lüften, tauschen Sie die warme Innenluft durch kalte Frischluft aus, die dann in Ihrer Wohnung erwärmt wird. Durch das Aufheizen der Luft fällt aber die relative Luftfeuchtigkeit stark ab – daher werden Sie gerade im Winter oft mit zu trockener Luft konfrontiert. Gleichzeitig verlieren Ihre Räume beim Lüften schnell viel Wärme an die Umgebung.
Lüften Sie daher mehrmals am Tag, aber nur kurz, um zu verhindern, dass Ihre Wohnung zu sehr auskühlt. Die wenigsten Probleme durch trockene Luft haben Sie, wenn Sie nur tagsüber lüften, wenn die Temperaturen am höchsten sind. Lassen Sie nachts die Fenster lieber geschlossen.
Wie Sie auch im Sommer richtig lüften
Im Sommer können die hohen Temperaturen für das gegenteilige Problem führen: kühlt die warme Frischluft in Ihrer Wohnung ab, steigt die Luftfeuchtigkeit. Dies wirkt sich besonders im Schlafzimmer und im Keller ungünstig aus, da diese Räume in der Regel am kühlsten sind.
Lüften Sie am besten früh morgens und spät abends, wenn die Luft draußen ein wenig kühler ist. Stoßlüften ist nach wie vor die effektivste Methode, um einen Luftaustausch herbeizuführen und Feuchtigkeit nach draußen zu lassen. Sie dürfen Ihre Fenster aber ruhig ein wenig länger geöffnet lassen: bis zu 25 Minuten Stoßlüftung sind kein Problem.
Optimales Lüften gegen Schimmel
Ein Hauptziel des Lüftens ist, für die richtige Luftfeuchtigkeit zu sorgen. Insbesondere sollte sie unterhalb von 60% liegen, um die Bildung von Schimmel nicht zu begünstigen. Schimmelpilze sehen nicht nur blöd aus, sondern stellen auch eine ernste Gefährdung Ihrer Gesundheit dar.
Besonders gefährdet sind Räume, in denen häufig Feuchtespitzen auftreten. Beim Duschen und auch beim Kochen werden große Mengen Wasserdampf abgegeben, die die Luftfeuchte stark erhöhen. Öffnen Sie während oder nach solchen Tätigkeit die Fenster weit, um die Feuchtigkeit nach draußen zu lassen.
Die Gefahr der Schimmelbildung wirkt verstärkt, wenn sich Kondenswasser an Fensterrahmen oder Wandtapeten bildet. Dies liegt daran, dass solche Orte kühler sind als die Raumluft in der Mitte des Zimmers. Halten Sie die Lüftungsdauern daher kurz, um ein Auskühlen des Raumes zu verhindern und so feuchten Wänden entgegenzuwirken.
Achten Sie auch beim Aufstellen der Möbel darauf, dass genug Abstand zu Boden, Decke und Wänden gelassen wird, damit die Luft dort ungehindert zirkulieren kann. Ansonsten wird beim Lüften lediglich die Luft in der Zimmermitte ausgetauscht, während sich die Feuchtigkeit hinter Schränken sammelt.
Wenn Sie Probleme mit Schimmel haben, besorgen Sie sich ein Hygrometer, um die Luftfeuchtigkeit in den einzelnen Räumen messen zu können. Das macht es leichter, Ihr Lüftungsverhalten optimal danach anzupassen und Feuchtigkeit in Ihrer Wohnung zu vermeiden.
Richtig lüften, ohne ein Fenster zu öffnen?
Gerade in älteren und kleineren Wohnungen kommt es vor, dass das Badezimmer beispielsweise im Inneren des Gebäudes liegt und über kein eigenes Fenster verfügt. Manchmal ist eine Lüftungsanlage installiert, die hier Abhilfe schaffen soll, doch in einigen Fällen ist sie nicht vorhanden oder nicht ausreichend stark.
Als erstes sollten Sie versuchen, das betroffene Zimmer über die Nachbarräume zu lüften. Halten Sie dafür die Innentüren weit geöffnet, während Sie im Nebenzimmer stoßlüften. Unterstützt werden kann dies durch einen einfachen Ventilator, der die feuchte Luft aus dem fensterlosen Raum in das Nebenzimmer bläst.
Wenn sich besonders das Senken der Luftfeuchtigkeit als Problem erweist, wie es bei fensterlosen Badezimmern beispielsweise auftreten würde, können Sie durch Aufdrehen der Heizung helfen. Beim Aufheizen der feuchten Luft sinkt die relative Luftfeuchtigkeit ab, sodass Sie Ihr Risiko für Schimmelbildung an den Wänden senken.
Da eine hohe Raumtemperatur auch die Heizkosten unnötig erhöhen würde, lohnt es sich längerfristig, über die Anschaffung eines Luftentfeuchters nachzudenken oder den nachträglichen Einbau einer Lüftungsanlage.
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