Hohe Luftfeuchtigkeit – Bedeutung und Ursachen erklärt

Hohe Luftfeuchtigkeit Animation

Zu einem angenehmen Raumklima gehört auch das richtige Maß an Feuchtigkeit in der Luft. Wenn sich aber zu viel Wasser befindet, wird die Luft stickig und ein längerer Aufenthalt in den Räumen kann zu Unwohlsein führen. Nicht nur der menschliche Körper reagiert sensibel auf zu hohe Luftfeuchte, auch das Mauerwerk kann bei zu viel Feuchtigkeit rasch leiden. Dabei wird zu hohe Luftfeuchte in vielen Fällen von den Bewohnern selbst verursacht. Glücklicherweise lassen sich diese Quellen häufig ohne großen Aufwand selbst beseitigen.

Was ist eigentlich Luftfeuchtigkeit, und ab wann ist sie zu hoch? Dieser Artikel erklärt die Bedeutung von hoher Luftfeuchte und beantwortet die Fragen, wodurch sie verursacht wird und welche Auswirkungen sie auf Mensch und Wohnung hat.

Was ist Luftfeuchtigkeit?

Ein wichtiger Bestandteil der Luft in unserer Umgebung ist Wasser. Die Menge, wie viel Wasser in der Luft vorliegt, kann variieren. Total trockene Luft enthält gar kein Wasser, während das andere Extrem vollständig gesättigte Luft ist. Bei 20 °C können maximal 17,3 g/m³ Wasser in der Luft aufgenommen sein; dann ist sie gesättigt. Dieser Maximalwert ist allerdings temperaturabhängig: warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen als kalte [1].



Unter Luftfeuchte versteht man einen Zahlenwert, der angibt, wie viel Wasser relativ zu der Maximalmenge in der Luft enthalten ist. Sie liegt also zwischen 0% (trockener Luft) und 100% (gesättigter, feuchter Luft). Übrigens: der Maximalwert von 100% kann nicht überschritten werden. Beim Versuch, noch mehr Wasser in die Atmosphäre zu befördern, würde dieses direkt wieder kondensieren und entweder als Nebel in der Luft oder als Tautropfen an einer Oberfläche sichtbar werden.

Wo fängt zu hohe Luftfeuchtigkeit an?

Für das menschliche Wohlbefinden sollte die Luftfeuchte in Wohnräumen idealerweise zwischen 40% und 60% liegen. Sie werden aber nicht ohne weiteres die Feuchtigkeit in Ihrer Wohnung quantitativ korrekt einschätzen können – dazu fehlen dem Menschen entsprechend sensitive Organe. Nur indirekt lässt sich eine Aussage treffen, besonders in Extremfällen.

Wenn Sie in größerer Runde zusammensitzen und Sie nach kurzer Unterbrechung wieder zu Ihren Freunden stoßen, haben Sie vielleicht das Gefühl, die Luft sei „verbraucht“. Dieser Eindruck kann durch geringeren Sauerstoffgehalt verursacht werden, aber auch durch feuchtere Luft. Ein kurzes Stoßlüften tauscht die Zimmerluft gegen frische, trockenere Luft von draußen, und sorgt für ein angenehmeres Raumklima. Wenn hingegen Ihr Mund trocken wird, die Lippen spröde, und Nase und Augen gereizt sind, ist das Ihr Empfinden von trockener Luft.



Wenn Sie gerne eine wohlige Atmosphäre in Ihren vier Wänden schaffen wollen, ohne auf die ungenauen und nicht immer verlässlichen Signale Ihres Körpers angewiesen zu sein, können Sie sich auch ein Hygrometer anschaffen. Ein solches Messgerät kann Ihnen die aktuelle Luftfeuchte als genauen Zahlenwert liefern und hilft Ihnen, herauszufinden, in welchen Zimmern Sie zu hohe Luftfeuchtigkeit vorliegen haben. Mit den Messergebnissen können Sie dann schnell geeignete Maßnahmen treffen, um ein ideales Wohnklima zu schaffen, bevor die Luft nicht mehr zum Aushalten ist.

Wie hohe Luftfeuchtigkeit Ihre Gesundheit beeinträchtigt

Eine hohe Luftfeuchte macht sich zunächst einmal direkt bemerkbar durch eine verminderte Verdunstung von Schweiß. Gerade im Sommer ist bleibt die Haut feucht und klebrig, was nicht nur ästhetischer Makel ist. Zur Regulierung der Körpertemperatur ist Schwitzen unerlässlich: durch die Verdunstung von Wasser auf der großen Hautoberfläche kann ein starker Kühleffekt erzielt werden.

Da die Menge an Wasser begrenzt ist, die Luft bei Raumtemperatur aufnehmen kann, verdunstet Schweiß langsamer, wenn die Luftfeuchte bereits sehr hoch ist. Dadurch wird aber eine Kühlung des Körpers erschwert, sodass die Körpertemperatur nicht gesenkt werden kann. Dies kann bei vielen Menschen zu Kreislaufbeschwerden führen.

Hohe Luftfeuchtigkeit bedeutet oft auch Feuchtigkeit an den Wänden

Neben der direkten Auswirkung auf die Gesundheit kann zu hohe Luftfeuchte aber auch indirekt zu einem Problem werden. Ist die Luft mit viel Wasser angereichert, schlägt sich dieses gerne auf Zimmerwänden und Fenstern nieder. Feuchte Tapeten und Lacke können unter Umständen aber chemische Substanzen an die Luft abgeben, die reizend oder gesundheitsschädlich wirken können. Je nach verbauten Materialien können durch die zusätzliche Feuchtigkeit auch chemische Reaktionen ermöglicht werden, die die Gefahr im Vergleich zu trockenen Stoffen noch erhöhen [2].



Eine weitere Gefahr, die von hoher Luftfeuchtigkeit ausgeht, ist die Bildung von Schimmel. Dieser benötigt eine feucht-warme Umgebung, um wachsen zu können. Bei Zimmertemperatur wird Schimmelwachstum durch Luftfeuchten von mehr als 60% stark begünstigt. Schimmel ist direkt gesundheitsschädigend. Neben Schleimhautreizungen kommt es auch zu Störungen des Immunsystems, sodass eine höhere Infektanfälligkeit entsteht. Auch Kopfschmerzen, chronische Stirn- und Nebenhöhlenprobleme und Ermüdungserscheinungen können auf Schimmelsporen zurückgeführt werden. Halten Sie sich über längere Zeit in mit Schimmel befallenen Räumen auf, ist es wahrscheinlich, dass sich Allergien entwickeln werden [2]

Ursachen für hohe Luftfeuchtigkeit

Wie kann es überhaupt zu einer erhöhten Luftfeuchtigkeit kommen? Zunächst einmal ist die Luftfeuchte abhängig von der Temperatur. Haben Sie beispielsweise tagsüber gelüftet und eine angenehme Luftfeuchtigkeit von beispielsweise 55% erreichen können, wird sich die Luft über Nacht abkühlen. Kalte Luft kann aber weniger Wasser halten als warme, sodass bei gleicher absoluter Menge an Feuchtigkeit die (relative) Luftfeuchte ansteigt und schnell Werte oberhalb von 60% annimmt.

Aber auch bei gleichbleibender Temperatur steigt die Luftfeuchtigkeit über den Tag verteilt an. In großem Maße tragen Sie selbst, als Bewohner, dazu bei. Über die Atemluft und den Schweiß gibt jeder Mensch pro Tag ein bis zwei Liter Wasser an die Umgebung ab! Das erhöht die Luftfeuchte ungemein, ganz ohne dass irgendwelche Aktivitäten mit eingerechnet sind  [4,5].

Zu diesem Grundbetrag addieren sich Feuchtespitzen, die durch Kochen und Duschen entstehen, wo viel warmes Wasser schnell verdunstet. Auch Wäsche, die zum Trocknen aufgehängt wird, erhöht die Luftfeuchte in Ihrer Wohnung.

Was tun bei hoher Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer?

In Ihrem Schlafzimmer ist es besonders wichtig, das richtige Raumklima herzustellen – schließlich ist es an Werktagen typischerweise das Zimmer, in dem Sie am meisten Zeit verbringen. Ausgerechnet hier haben Sie aber auch am häufigsten Probleme mit zu hoher Luftfeuchtigkeit: da über Nacht die Temperatur am weitesten absinkt, nimmt auch die Luftfeuchte hohe Werte an. Hinzu kommt die Feuchtigkeit aus Ihrem Atem, den Sie nicht einfach abstellen können.

Umso wichtiger ist es, schon vor dem Einschlafen dafür zu sorgen, dass die Luft eher trocken ist. Die Luftfeuchte beim Zubettgehen sollte nur knapp über 40% liegen, sodass Sie genug Spielraum haben, wenn sich im Schlaf die Feuchtigkeit im Zimmer erhöht. Um für trockenere Luft zu sorgen, reicht es häufig, gegen Abend die Fenster weit zum Stoßlüften zu öffnen. Die kühlere Außenluft ist in der Regel trockener als abgestandene Zimmerluft [5].



Sollte Lüften alleine nicht helfen, die Luftfeuchtigkeit niedrig zu halten, können Sie auch die Heizung ein wenig höher stellen. Wenn die Luft sich nicht so stark abkühlt, steigt die relative Luftfeuchte auch nicht zu hoch. Je wärmer das Zimmer, desto niedriger die Luftfeuchtigkeit.

Verborgene Feuchtequellen: Zimmerpflanzen

Bei der Frage, warum die Luftfeuchtigkeit in der Wohnung so hoch ist, werden Zimmerpflanzen gerne vergessen. Ähnlich wie Menschen mit ihrem Atem geben auch Pflanzen über die Blattoberflächen Wasser an die Umgebungsluft ab. Je mehr Pflanzen Sie in einem Raum haben und je größer deren Blätter sind, desto stärker fällt der Effekt aus.

Wenn Sie nur in wenigen Räumen wie beispielsweise dem Schlafzimmer Probleme durch zu feuchte Luft haben, sollten Sie zunächst versuchen, Ihre Pflanzen auf andere Zimmer zu verteilen. Alternativ können Sie sich auch gezielt für Arten mit kleinen Blättern und geringem Wasserbedarf entscheiden; diese verdunsten auch weniger Wasser.

Nicht in Ihrer Hand: Baumängel

Sollte sich herausstellen, dass die hohe Luftfeuchtigkeit im Haus nicht durch die Bewohner und ihr Verhalten verursacht wird, ist der Vermieter gefragt. Ob sie durch schlechte Isolierung an Wänden oder Fenstern verursacht wird oder Mängel am Bau vorliegen – die Ursache sollte bald ausfindig gemacht und ausgebessert werden.

Kann der Mieter nachweisen, dass die hohe Luftfeuchtigkeit nicht durch ihn verschuldet ist, kann er auch Mietminderungsansprüche geltend machen. Aber Vorsicht: beim Bezug von Neubauten sind Wände häufig noch nicht vollständig ausgetrocknet, sodass eine höhere Luftfeuchtigkeit als normal erachtet wird. In diesem Fall wird es als Aufgabe des Mieters gesehen, entsprechend häufiger zu lüften, um die Feuchtigkeit aus dem Gebäude zu lassen [6].

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