Waldbaden – Warum ist Waldluft so gesund?

Familie mit zwei Kindern beim Waldbaden

Unsere psychische Gesundheit ist nahezu genauso wichtig, wie unsere körperliche Verfassung. So kann chronischer Stress nicht nur das Immunsystem schwächen, sondern auch verschiedene Erkrankungen begünstigen. Deshalb wird es immer wichtiger, den Fokus auf das mentale Wohlbefinden zu legen und dieses zu verbessern. Neben regelmäßigen Auszeiten, Entspannungstechniken und der oft unterschätzten me-time wird auch das Waldbaden immer beliebter, um Körper und Geist wieder in Einklang zu bringen. Anders als der Name nun vermuten lässt, geht es dabei nicht darum, ein Bad im kühlen Nass zu nehmen, sondern sich vielmehr mit der Natur des Waldes zu verbinden. Denn vor allem die Waldluft besitzt eine ganz besondere Heilkraft.

Wald tut der Gesundheit gut

Wir alle wissen, dass frische Luft unserer Gesundheit guttut. Aber Waldluft besitzt noch eine viel stärkere Wirkung auf unseren Körper. Bereits beim Betreten eines Waldes können wir dies spüren – eine ganz besondere Form der Ruhe ist wahrzunehmen.

Mittlerweile ist auch bekannt, dass sich in der Waldluft 90 Prozent weniger Staubteilchen finden lassen als in der Luft, die uns in der Stadt umgibt. Zudem lassen sich in der Luft des Waldes verschiedene Stoffe finden, die eine positive Wirkung auf unser körperliches und geistiges Wohlbefinden haben.

So kann die Waldluft eben nicht nur unser Immunsystem stärken, sondern uns auch bei psychischen Belastungen wie Stress oder Depressionen helfen. Aber auch schwerwiegende Erkrankungen wie ein Burnout ließen sich vorbeugen, sofern regelmäßig ein Waldspaziergang unternommen wird. Denn schon allein der Anblick von Bäumen wirkt positiv.

In einer Studie, die bereits im Jahr 1984 in dem Wissenschaftsmagazin „Science“ erschienen ist, wurde deutlich, wie stark die Heilkraft des Waldes sein kann. Für die Studie wurden frisch operierte Patienten beobachtet. Einige von ihnen bekamen ein Zimmer mit Blick auf die grünen Bäume, andere schauten auf eine Hausmauer. Die Patienten mit der Aussicht auf die Bäume wurden, laut der Studie, aber nicht nur schneller gesund, sondern benötigten auch weniger Schmerzmittel als die anderen Studienteilnehmer.

Ähnliche Ergebnisse ließen sich auch in einer Studie aus dem Jahre 2015 an der Universität Chicago erzielen. Unter der Leitung des Umweltpsychologen Marc Berman konnte herausgefunden werden, dass typische Zivilisationskrankheiten wie beispielsweise Diabetes oder Bluthochdruck viel häufiger entstehen, sofern sich wenig Bäume in der Wohngegend befinden.

Waldluft wirkt beruhigend

Vor allem nach einem stressigen Alltag kann es sich demnach lohnen, regelmäßig einen Waldspaziergang zu unternehmen. Denn bereits nach wenigen Minuten wirkt die Waldluft nicht nur beruhigend, sondern hebt auch die Stimmung. Grund dafür sind unter anderem die verschiedenen Sinneseindrücke, wie beispielsweise das Zwitschern der Vögel oder der Duft von Tannennadeln.

Durch diese Eindrücke wird vor allem der Parasympatikus aktiviert. Hierbei handelt es sich um einen wichtigen Teil unseres Nervensystems, der in erster Linie für die Regeneration und Erholung verantwortlich ist. Seine Wirkungsweise reicht bis in die Zellebene, sodass eben nicht nur die Psyche in positiver Weise von der Waldluft profitieren kann.

Im Gegensatz zur Waldluft wird durch das stressige Leben in der Stadt vor allem der Sympathikus aktiviert. Dieser ist sozusagen der Gegenspieler des Parasympatikus und gehört ebenfalls zum vegetativen Nervensystem. Allerdings sorgt der Sympathikus für eine Leistungssteigerung. Vor allem in Stress- oder auch Notfallsituationen wird dieser aktiviert und beeinflusst auf diese Weise sowohl die Atmung als auch die Herzfrequenz.

Deshalb ist es vor allem für Stadtbewohner empfehlenswert, sich hin und wieder eine Auszeit im Wald zu gönnen. Nicht nur, um einfach mal herunterzukommen, sondern vor allem auch, um sich selbst und der Gesundheit etwas Gutes zu tun.

Die positive Wirkung auf die Sinnesorgane

Die frische Waldluft tut Körper und Geist gut, während zugleich verschiedene Funktionen und Prozesse im Organismus optimiert werden. Ein Waldspaziergang gönnt aber auch unseren Augen mal eine Pause. Täglich schauen wir auf Smartphone, Tablet oder Rechner. Im Wald können wir unseren Blick aber einfach mal schweifen lassen und verschiedene Strukturen sowie weit entfernte Objekte wahrnehmen. Diese Herausforderungen benötigen die Augen, um auch noch langfristig einwandfrei zu funktionieren. Im Alltag können die Sinnesorgane diese Aufgaben aber oftmals nicht meistern. So lassen sich mit einem Waldspaziergang aber nicht nur die Augen, sondern auch die anderen Sinnesorgane regenerieren und trainieren.

Waldluft als Gesundheitsvorsorge

Der Spaziergang im Wald führt dazu, dass wir verschiedene Stoffe einatmen – die sogenannten Terpene. Von den Pflanzen werden diese verwendet, um sich untereinander auszutauschen. Terpene sind aber auch für unsere Gesundheit von enormer Wichtigkeit. Denn sie stärken vor allem unser Immunsystem. Infolgedessen ist unser Körper unter anderem in der Lage, sogenannte Killerzellen zu produzieren, um die Wirkung der Immunfunktion zu verbessern.
Denn vor allem bei schwerwiegenden Erkrankungen wie Krebs benötigt unser Körper diese Killerzellen, um die entarteten und infizierten Zellen abzutöten.

Die Waldluft und der Stoffwechsel

Neben den bereits erwähnten Vorteilen, die die Waldluft so für den gesamten Körper mit sich bringt, sollte aber auch nicht vergessen werden, dass auch unser Stoffwechsel von dieser profitieren kann. Der höhere Sauerstoffgehalt, der sich unweigerlich in der Waldluft finden lässt, kurbelt den Stoffwechsel so richtig an und gerade bei einem Spaziergang lassen sich auf diese Weise ganz nebenbei viele Kalorien verbrennen.

Einfach mal wieder raus in die Natur

Gerade das Leben in der Stadt ist geprägt von Lärm, Stress und Umweltbelastungen, die wir täglich einatmen. Und selbst in unseren vier Wänden sind wir vor möglichen Schadstoffen in der Luft nicht zu 100 Prozent geschützt. Um die körperliche und geistige Gesundheit zu fördern und mitunter auch zu verbessern, kann es sich also lohnen, regelmäßig einen Waldspaziergang zu unternehmen.

Frau beim Waldbaden
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Denn so können wir auch unseren Fokus wieder verbessern. Wir lassen all die Reize des Alltages hinter uns und müssen uns auf nichts Bestimmtes konzentrieren. Stattdessen können wir mit allen Sinnen die Natur des Waldes wahrnehmen, sodass sich auch unser Gehirn erholen kann.
Aber vor allem lässt sich durch einen Waldspaziergang eine Verbindung schaffen. Nicht nur zur Natur, sondern auch zu einem selbst. Die Umgebung der Bäume hilft uns dabei zu entschleunigen und wir können uns als Teil des großen Ganzen fühlen. So finden wir mitunter auch wieder zu uns selbst und wir können erkennen, was uns wichtig ist und was uns guttut. Denn genau darum geht es doch in der mentalen Gesundheit – Dinge zu tun und zu erleben, die uns auf ganzheitlicher Sicht ein positives Wohlbefinden bescheren.

Waldtag: Einmal im Monat

Um die körperliche und geistige Gesundheit mit der Waldluft zu verbessern, kann einmal im Monat ein sogenannter Waldtag eingelegt werden. Dazu sollte zunächst einmal ein passender Wald für den Spaziergang gesucht werden. Sofern sich in der unmittelbaren Umgebung keiner befindet, kann auch ein Spaziergang im Park unternommen werden.
Ganz wichtig für den erholsamen Spaziergang durch die Natur: Smartphone aus! Wer auf den technischen Begleiter nicht verzichten kann oder will, sollte das Smartphone zumindest in den Flugmodus schalten, um vollkommen unbeschwert durch den Wald spazieren zu können. Denn der Moment sollte einfach nur genossen werden – ohne diesen mit anderen auf Social-Media zu teilen.

Um selbst einen Teil dazu beizutragen, dass der Wald auch in Zukunft noch gesund ist, sollte das komplexe Ökosystem eines jeden Waldes berücksichtigt werden. Bei jedem Spaziergang gilt es, sich also an die Regeln des Waldes zu halten. So sollten beispielsweise ausgeschilderte Wege nicht verlassen werden. Und auch der vierbeinige Begleiter ist stets an der Leine zu führen. Sowohl Feuer als auch das Rauchen bei Trockenheit sind verboten. Und natürlich sollte möglicher Müll richtig entsorgt werden.

Studie 1984: https://www.healthdesign.org/knowledge-repository/view-through-window-may-influence-recovery-surgery
Studie 2015: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26158911/

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